Geschichte - Neuzeit - Kapelle Au

Zur Entstehung der Auer Kapelle

Aus dem Herrschaftsarchiv in Steyregg stellt uns Frau Gabrielle Lobmeyr in dankenswerter Weise folgenden Text zur Verfügung:

Zwischen 1709 und 1713 kommt es wegen des "Creuz Säulen Capellerl, so negst dem under die Herrschaft Spielberg gehörigen Markt Au ...." zu ausgedehnter Korrespondenz. (AVBUCH Fach 95, 44)

Zur Vorgeschichte:
1682 werden bei einer Überschwemmung unterhalb von Mauthausen an der Donau vier Heiligenfiguren aus Holz angeschwemmt. Es sind geschnitzte Halbreliefs der Mutter Gottes und von drei Pestpatronen, dem Hl. Sebastian, dem Hl. Rochus und der Hl. Rosalia. Bürger des Marktes Au, die namentlich genannt sind, haben die Statuen gefunden. Man beschloss, eine Kreuzsäule zu errichten. "Unser Lieben Frauen Auer Creutz" wurde zur beliebten Pilgerstätte. "Recht miraculöse" Heilungen wurden der Verehrung dieser Heiligenfiguren zugeschrieben.

Folgendes Gebet wird den Wallfahrern empfohlen: "Dir Glorwürdigsten Himmelskönigin Mutter Gottes Jungfrau Maria, du hast mit seiner Hilf vill Trostlose-, Krumbt-, Blu(t)endte und mit allerley Anligen der Khrankheit behaffte Gottes Khinder gnädiglich Gesundt gemacht, um noch alle die Jenige, so dich an disen Ohrt ersuchen, und mit Andacht verehren, thust Threulich beystehen und helffen. So khombe ich auch (N.) in disen Verthrauen zu dir und bitt dich aus Grundt meiner Seellen, du wollest mier umb deines Lieben Khindt willen und durch die Vorbitt deren Heiligen Gottes, Sebastian, Rocho und Rosaliae von diesem Schmerzlichen Zustandt gnedtiglich helffen und erledtigen. Bey Gutter Gesundt erhalten und nach disen Ellendten Leben, durch dein gnedtige Hilf- und Vorbitt, uns allen die dich threulich mit Andacht verehren und ruffen, die Ewige Freudt und Seelligkheit erlangen. Amen"

Irgendwann muss diese Heiligenverehrung in Kult und zu einem "höchst unkatholischen Ärgernis" ausgeartet sein. Auf Geheiß des Passauer Bischofs, Kardinal Johann Philipp Graf Lamberg lässt der Sindelburger Pfarrer am 27.1.1711 die Figuren, Votivimages und den Opferstock nach Naarn bringen. Die Landeshauptmannschaft ordert eine Kommission unter Leopold Freiherrn von Clam an, den Vorfall zu untersuchen (auch Herrschaftsarchiv Clam, Aktenschachtel 2).

Die Bürger von Au suchen um Fürsprache bei der Weissenwolffischen Vormundschaftsverwaltung an. Diese richtet im April 1713 einen Appell an den neuen Passauer Oberhirten, Graf Rabatta. Man sei bereit, auf eigene Kosten in Au eine ordentliche Kapelle zu stiften, wenn die Figuren aus Naarn zurückgebracht würden. "Einzig und allein zur größeren Ehre Gottes, seiner übergebenedeitesten Mutter und aller lieben Heiligen, auch Aufnahme- und Fortpflanzung des christlich katholischen allein seligmachenden Glaubens" wird diese Bitte um Kapellenerrichtung vorgebracht.

Alle vier Heiligenfiguren sind noch erhalten und in der Sakristei der Pfarrkirche in Naarn in der rechts abgebildeten Wandkomposition in Verwahrung.

Heiligenfiguren

Mutter Gottes            Hl. Sebastian            Hl. Rochus            Hl. Rosalia